Wie schon zur Bundestagswahl hat die Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur e.V. (DGJ) auch zur bayerischen Landtagswahl Wahlprüfsteine formuliert und allen Parteien zugesandt, die nach aktuellen Umfragen eine realistische Chance haben, in den Landtag einzuziehen. Bis auf die CSU haben alle Parteien zu diesen Prüfsteinen ihre Einschätzungen formuliert, die nun auf der Internetseite der DGJ gegenübergestellt werden. Gewisse Unterschiede ergeben sich dabei beispielsweise bei den Themen Tenure-Track und der Haltung zur Habilitation, aber auch bei der Bewertung der Exellenzinitiative. Letztere wird von AfD und der Linken abgelehnt. Die anderen teilnehmenden Parteien befürworten sie, sehen jedoch Änderungsbedarf. So schlägt die FDP vor, verbunden mit einer finanziellen Aufstockung auch die Lehre einzubeziehen, Grüne und SPD fordern, kleineren Universitäten den Zugang zu erleichtern. Aus Sicht der Freien Wähler ist die Überführung in eine langfristige Strategie notwendig.
Die Einführung des Tenure-Tracks wird von allen teilnehmenden Parteien außer der AfD positiv gesehen. SPD und FDP wollen diesen mit über das Bund-Länder-Programm hinausgehenden Mitteln vorantreiben, die Grünen fordern eine angemessenere Ausstattung der Professuren, und die Linke befürwortet eine Verstetigung schon zeitnah nach der Promotion. Die AfD hält den Tenure-Track für zu bürokratisch und befürwortet stattdessen die Schaffung von klassischen W2- und W3-Professuren. Bei deren Besetzung möchte die AfD am Einstellungskriterium der Habilitation bzw. Habilitationsäquivalenz festhalten und auch die Freien Wähler halten die Habilitation für erhaltenswert (je nach Fach in klassischer oder kumulativer Form). Die FDP möchte die Wertschätzung der Habilitation sicherstellen, tritt aber dafür ein, dass Hochschulleitungen sich autonom für alternative Kriterien entscheiden können. Die Linke und SPD wollen an der Habilitation als einem von mehreren Wegen zur Professur festhalten, die Grünen gehen in ihrer Antwort auf die Habilitation nicht explizit ein, sondern begrüßen nur allgemein die wachsende Heterogenität der Karrierewege, was mehr oder weniger deutlich auch von den anderen teilnehmenden Parteien geäußert wird.
Zusammenfassend besteht zu vielen wissenschaftspolitischen Fragen Einigkeit, wir glauben aber dennoch, dass die anklingenden Unterschiede für unsere Mitglieder und andere wissenschaftspolitisch Interessierte bei ihrer Wahlentscheidung durchaus relevant sein können.
Die Antworten der einzelnen Parteien im Wortlaut finden sich unter http://www.dgj-wissenschaft.de/bayernwahl