Statement der Deutschen Gesellschaft Juniorprofessur (DGJ) zur Diskussion über die Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit
Die kürzlich erfolgte Preisverleihung des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit (NW) an den langjährigen Präsidenten des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) Prof. Dr. Bernhard Kempen in den Räumen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) löste eine Diskussion darüber aus, inwieweit eine Zusammenarbeit mit diesem Netzwerk geboten sei. In diesem Zusammenhang sah Dr. Kristin Eichhorn, stellvertretende Vorsitzende der DGJ, in einem Gastbeitrag die Zusammenarbeit aufgrund der Nähe eines Mitglieds zu rechtsextremen Netzwerken kritisch. In der Folge wurde in der Öffentlichkeit und auch von Seiten des DHV diskutiert, inwieweit diese Kritik angemessen sei, insbesondere unter Bezugnahme auf Dr. Eichhorns Statement, auch wenn die Kritik am Netzwerk auch von anderer Seite geteilt wird [1].
Die Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur bekennt sich an dieser Stelle vollumfänglich zu den grundgesetzlich verankerten Werten der Wissenschaftsfreiheit, der persönlichen Freiheit und der Menschenrechte. Die DGJ steht außerdem für eine offene, pluralistische Gesellschaft ohne Rassismus und Antisemitismus, welche wichtige Voraussetzungen für diese Freiheiten und Rechte sind. Insofern verurteilt der DGJ (politische) Einflussnahme auf die Wissenschaftsfreiheit und begrüßt Aktivitäten zur Förderung der Wissenschaftsfreiheit. In diesem Zusammenhang sieht die DGJ die Aktivitäten des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit jedoch kritisch, da nach Lesart des Netzwerks die größten Bedrohungen der Wissenschaftsfreiheit von Genderidentität, Gleichstellung und Postkolonialismus ausgehen. Diese Einschätzung teilt die DGJ ausdrücklich nicht. Zudem legen neuste Recherchen nahe, dass mindestens ein Mitglied des Vereins Kontakte zur Rechtsextremen-Szene pflegt [2]. Die DGJ möchte an dieser Stelle unterstreichen, dass Rechtsextremismus genau wie Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz im wissenschaftlichen Diskus haben, insofern der Diskurs nur dafür geführt wird, um diese Weltanschauung zu verbreiten. Ebenso stellen sie auch keine Nuance im politischen Meinungsspektrum dar – sie sind schlicht verboten. Der DHV hat am 20.2. mit einem Statement sein Einstehen für Wissenschaftsfreiheit und gegen Ausgrenzung und Mobbing veröffentlicht [3]. Dies begrüßen wir ausdrücklich und hoffen, dass der DHV diesen im Umgang mit Kräften, die mit dem Schleier der Wissenschaftsfreiheit die Agenda der Unfreiheit durchsetzen wollen, beherzigt, denn auch Freiheit hat Grenzen, für die es einzustehen gilt: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt (Kant).
Wir rufen daher den DHV dazu auf, sich vom Netzwerk zu distanzieren, solange die Vorwürfe bzgl. Kontakten in die rechtsextreme Szene nicht aufgeklärt sind.
Der Vorstand der DGJ ist gerne bereit, in einem konstruktiven Gespräch mit dem DHV über tatsächliche Bedrohungen der Wissenschaftsfreiheit zu diskutieren.
Ingo Siegert und Carsten Deppermann